Aus Anlaß ihres zehnjährigen Bestehens veranstaltet die
DRG im Rahmen des Festivals ROSSINI in Wildbad ein Symposium; drei
Wissenschaftler und ein Opernregisseur werden in Vorträgen unterschiedliche
Aspekte des Themas "Rossini und Deutschland" beleuchten. |
Zusammenfassung: Einige Begebenheiten im Leben und Werk Rossinis können besser interpretiert werden, wenn man sich die politische Geographie Italiens in seiner Zeit vor Augen hält. Dies trifft auf seine Beziehungen zu einigen Städten des Lombardo-Veneto zu, und natürlich auf Wien. 1822 ist das Jahr, in dem Rossini sozusagen als k.k. Hofkapellmeister betrachtet werden kann. Aber schon vorher darf die politisch-kulturelle Situation nicht außer Betracht gelassen werden, wenn es um seine Beziehungen zu Mailand geht, dem Vorposten der deutschen Kultur in Italien, mit der Diskussion um die Romantik und Bestrebungen um die einheimische Oper. Und schließlich hat Rossini bei seinem ersten Erscheinen auf dem internationalen und europäischen Parkett, im Kontakt mit der wirtschaftlichen und verfassungs-mäßigen Wirklichkeit des österreichischen Kaiserreiches, Gelegenheit, das Bewußtsein um seine eigenen Autorenrechte umzusetzen. |
Die Musikwissenschaftlerin JULIA LIEBSCHER (Universität
Bochum) analysiert auf der Grundlage zeitgenössischer Quellen zwei Fallbeispiele
der frühen Rossini-Rezeption: Zusammenfassung: Die deutsche
Rossini-Rezeption des 19. Jahrhunderts befand sich in einem polarisierenden
Spannungsfeld zwischen kritischen musiktheoretischen Urteilen und einer
enthusiastischen Aufnahme seitens des Publikums. Zu den meistgespielten
Werken im deutschsprachigen Raum gehörte Il turco in Italia.
Der den Mitgliedern der DRG bestens bekannte Philosoph CLAUS-ARTUR
SCHEIER (Universität Braunschweig) behandelt auch mit Bezug auf
die gesellschaftlich-historischen Rahmenbedingungen eine Kategorie, die
in der Zusammenfassung: Daß Rossinis Publikum auch
für die Opera seria an einem lieto fine gelegen war, das das genaue ästhetische
Pendant zur Restauration, dieser ersten Phase kollektiver Verdrängung
in der europäischen Geschichte, zu sein hatte, ist ebenso bekannt wie
Rossinis tapfere Versuche, solchen Zeitgeist bei Gelegenheit zu unterlaufen.
Ob er
Der Opernregisseur DOMINIK NEUNER (Wiesbaden) erörtert
aufgrund eigener Inszenierungserfahrungen Probleme der musikalischen Dramaturgie
bei Rossini und ihre szenische Umsetzung: Zusammenfassung: Von den einen als Reaktionär
verschrien und von den anderen als Neuerer und Vollender der italienischen
Oper verehrt, wird Rossini bis heute auf den deutschen Bühnen hier als
Operettenersatz, dort als enfant terrible gehandelt. Welchen Stellenwert
hat der zu seiner Zeit berühmteste Italiener zwischen Mozart und
Der Literaturwissenschaftler ALBERT GIER
(Universität Bamberg) zeigt an Beispielen von Hegel bis Richard Wagner,
wie deutsche Autoren (im Vergleich zu ihren französischen Kollegen) auf
das Phänomen Rossini reagieren: Zusammenfassung: Nicht nur in
Italien wird Rossini rasch zu einer Figur von öffentlichem Interesse.
Die Großen seiner Zeit, von Metternich zu Hegel, von Goethe zu Schopenhauer,
haben seine Opern auf der Bühne gesehen oder zumindest die Musik gehört
und sich dazu geäußert; Heinrich Heine hat sich Gedanken über Rossinis
Erfolg in Paris gemacht, seit Stendhal sind Hunderte von Anekdoten über
den phlegmatischen Komponisten, der sich mehr fürs Essen als für die Oper
interessiert, erfunden und in ganz Europa kolportiert worden. Der Vortrag
zeigt an ausgewählten Beispielen, wie sich die Kritik des 19. Jahrhunderts,
besonders in Deutschland, mit Person und Werk Rossinis auseinandersetzte;
besondere Beachtung soll dabei den konträren Urteilen Schopenhauers und
des Schopenhauer-Jüngers Richard Wagner über Das Symposium findet am Samstag 24. Juli 1999 von 14 bis 17.30 Uhr und am Sonntag, 25. Juli 1999 von 11 bis 13 Uhr unter der Leitung von Prof. Gier im König-Karls-Bad (Vortragsraum im 1. Stock) in Bad Wildbad statt. Freier Eintritt. Albert Gier |
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© DRG, 28. Juni 1999