Grußwort des Oberbürgermeisters

zur Begrüßung der Deutschen Rossini Gesellschaft e.V.
am 10. März 2001 in Görlitz



Meine sehr verehrten Damen und Herren,


Ich freue mich sehr, dass Sie uns und unserer Stadt die Ehre geben.

Sie sind aus ganz Deutschland, sogar aus der Schweiz, angereist, um hier, in der östlichsten Stadt Deutschlands, ihre Jahreshauptversammlung durchzuführen.

Wie ich sehe, hat die Einladung der Rossini Gesellschaft nach Görlitz ein großes Echo gefunden, und die Mitglieder haben selbst den weitesten Weg nicht gescheut.

Ich hoffe – nein, ich bin überzeugt – dass Sie nach diesem Wochenende sagen: Der Weg hat sich gelohnt, und ich werde wiederkommen und meine Familie oder meine Freunde mitbringen.

Über mangelndes Interesse an unserer Stadt können wir nicht klagen, aber wir brauchen natürlich noch mehr Aufmerksamkeit in ganz Deutschland. Es hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass unsere Stadt viele Superlative hat.

Von Görlitz als der östlichsten Stadt Deutschlands sprach ich schon. Sie finden hier eine Stadt, die vor 930 Jahren am Schnittpunkt zweier bedeutender europäischer Handelsstraßen entstand, eine Lage, die über Jahrhunderte Quelle des Wachstums und Wohlstandes dieser Stadt war.

Lassen Sie mich noch auf weitere Besonderheiten zu sprechen kommen:



Dieser Verantwortung wollen wir uns über Ländergrenzen hinweg stellen. Gemeinsam mit meinem Zgorzelecer Amtskollegen Miroslaw Fiedorowicz nutze ich jede Gelegenheit, unsere Europastadt vorzustellen. Jüngst haben wir das in einer Podiumsdiskussion in der polnischen Botschaft in Brüssel getan, und von dort sind wir mit einer Einladung zum Ausschuss der Regionen zurückgekommen, der im September in Maastricht tagt.

Wir treffen uns aber nicht nur auf Reisen, sondern bei vielen Anlässen in unseren Städten. Eine Koordinierungskommission beider Städte kommt monatlich zusammen, um Fragen abzustimmen, die sich im täglichen Miteinander der Menschen diesseits und jenseits der Neiße ergeben.

Kontakte gibt es in allen Bereichen des städtischen Lebens, sogar schon bei unseren Kleinsten: Sie werden in unserem deutsch-polnischen Kindergarten betreut und erlernen auf diese Weise auch spielerisch die jeweils andere Sprache.





Damit habe ich Ihnen einiges über Görlitz gesagt, und ich hoffe, Sie damit neugierig gemacht zu haben.

Lassen Sie mich jetzt noch etwas mehr auf den Anlaß Ihres Besuches eingehen:

Ich freue mich sehr, meine Damen und Herren, dass Sie in so großer Zahl nach Görlitz gekommen sind. Sie werden eine Rossini-Aufführung in unserem Theater besuchen, das im Moment eine große Baustelle ist und trotzdem weiter bespielt wird – ein Ausdruck der hier noch herrschenden Aufbruchstimmung, die keine Pause zulässt.

Dabei werden Sie feststellen können, dass uns unser Theater lieb und teuer ist:
16,8 Millionen Mark sind bisher in die Sanierung des Hauses geflossen, größtenteils aus Fördermitteln, nämlich 9,6 Mio Mark, aber auch aus städtischen Eigenmitteln in Höhe von 7,2 Mio Mark.

Derzeit werden der Zuschauerraum und die Nordfassade saniert. 7,6 Mio Mark stehen dafür zur Verfügung.

Insgesamt sind für die vollständige Sanierung des Hauses inklusive Bühnentechnik 40 Mio Mark veranschlagt.

Dieses Haus, das in diesem Herbst seinen 150. Geburtstag feiert, ist tief in den Herzen der Görlitzer verankert, und der Stadtrat bekennt sich trotz immer knapper werdenden Haushaltsmitteln immer wieder in großer Einmütigkeit für den Erhalt.

La Cenerentola hat die allerbesten Kritiken bekommen, und ich hoffe, dass auch Sie Gefallen daran finden.

Für mich ist Rossinis Musik ein Ausdruck italienischer Lebensart. Als Mitglieder der Deutschen Rossini Gesellschaft kennen Sie sein Werk und auch seine Lebensumstände besser als ich. Sie wissen damit auch, dass Rossini niemals in Görlitz war.

Dennoch sehe ich eine Brücke zwischen dem Musiker und unserer Stadt, nämlich die italienische Lebensart, die er mit seiner Musik verkörpert, zu dem italienischen Flair in den Gassen und Höfen unserer Altstadt.

Bei einem Stadtrundgang werden Sie sicher zum Scultetushaus in der Peterstraße kommen, auf die Neißstrasse, zur Vierradmühle und zu den Höfen zwischen dem Cafe Ratsapotheke und dem Flüsterbogen.

Diese Stimmung gibt Ihnen sicher einen kleinen Vorgeschmack auf die sommerliche Atmosphäre in unserer Altstadt. Dann treffen sich hier auf den Straßen und in den Innenhöfen, rund um den Untermarkt und bis zur Neiße hin Gäste aus nah und fern. Sie alle fühlen sich angezogen von den Jazztagen, dem Internationalen Straßentheater, dem Schlesischen Tippelmarkt, dem Altstadtfest, dem Schlesischen Musikfest, sommerlichem Theaterspiel und vielen anderen Höhepunkten.

In einer der Biografien über Rossini habe ich gelesen, dass ein Merkmal seiner Musik das sich ständig steigernde Orchestercrescendo sei. Beim Gang durch unsere Stadt können Sie im Sinne dieser Aussage steingewordene Rossini-Musik erleben, denn Sie werden sich ständig steigernde Eindrücke erfahren.

Und Rossini ist auch Vorbild für uns, weil er eine fleißiger Mensch war: 39 Opern und Bearbeitungen eigener Werke der Gattungen opera buffa, opera seria und opera semi-seria in 21 Jahren, in der Schaffensperiode von 1808 bis 1829, die ihren Abschluß mit der Oper Wilhelm Tell fand. Danach kam es – insbesondere durch äußere Umstände bedingt – zu einem Bruch in seiner Biographie; wir würden heute sagen: „Rossini ist ein Aussteiger“. Aber er hat, wie wir alle wissen, auch in dieser Zeit bis zu seinem Tode Spuren hinterlassen, an die Sie sich erinnern werden, wenn Sie heute in einer unserer zahlreichen und gemütlichen Kneipen ein vorzügliches Mittagessen einnehmen werden.

Nochmals bedanke ich mich für Ihr Kommen; bitte tragen Sie das, was Sie hier sehen und erleben weiter und werben Sie so für unsere Stadt. Das wäre das schönste Geschenk für uns.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in unserer Stadt, einen erfolgreichen Verlauf Ihrer Tagung und so viele gute Eindrücke, dass Sie sagen: ich komme bald wieder.

Prof. Dr. Rolf Karbaum

 


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