Rossini in Paris, Table Ronde in Leipzig
(mit Erstauffühung des «Stabat Mater» in seiner Urfassung)

In Zusammenarbeit mit dem Frankreichzentrum der Universität Leipzig wird das Thema «Rossini in Paris» in einem Mehrjahresprojekt interdisziplinär behandelt. Bei einem ersten «Runden Tisch», geleitet von Prof. Dr. Peter Volk (Hannover) am 2. Juni 1996 sind folgende vier Vorträge gehalten worden:

  1. Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern (Leipzig): Rossini in Paris - ein biographischer Überblick
  2. Prof. Dr. Paolo Fabbri (Ferrara): Rossini-Rezeption im Paris der 1820er Jahre
  3. Prof. Dr. Gerhard Rienäcker (Berlin): «Wilhelm Tell» - Eine Werkanalyse
  4. Reto Müller: Rossinis «Il viaggio a Reims»
Die Fortsetzung ist auf den 17. Oktober 1997 geplant. Das Hauptthema wird Rossinis Stabat Mater sein, vor allem dessen ursprüngliche Version von 1832.

Zum Hintergrund: 1831 liess sich Rossini auf einer Spanienreise von dem einflusseichen Prälaten Manuel Fernandez Varela das Versprechen abnehmen, ein Stabat Mater zu komponieren. Zurück in Paris, machte sich der Komponist an die Arbeit, zog aber den Kollegen Giovanni Tadolini zur Mitarbeit bei. Dieses Stabat, bestehend aus sechs Nummern von Rossini und sieben von Tadolini, wurde im März 1832 dem Prälaten ohne Angabe der doppelten Autorschaft gewidmet und kam am Karfreitag 1833 in Madrid zu seiner einzigen Aufführung. Nach dem Tod Varelas wurde das Manuskript an den Pariser Verleger Aulagnier verkauft, der es sogleich publizieren wollte. Rossini liess dies aber verhindern und entschloss sich, die Stücke von Tadolini durch eigene zu ersetzen. Es entstand die heute allgemein bekannte Fassung von 1841. Zu den rechtlichen und künstlerischen Kontroversen gehörten halbprivate Aufführungen am Klavier und ausführliche Zeitungsbesprechungen. Aulagnier musste sich darauf beschränken, sechs Nummern von Tadolini im Klavierauszug herauszugeben.

Die ursprüngliche Fassung von 1832 entgeht heute weitgehend der Kenntnis von Publikum und Experten; eine Aufführung wird eine neue Beurteilung von Rossinis Arbeitsprozess und seinen künstlerischen Überlegungen ermöglichen. In Ermangelung der Orchesterpartitur der Tadolinistücke wird die Erstfassung als Klavierversion am 17. Oktober 1997 im Leipzig zu hören sein. Diese Aufführung findet unter der Leitung von Wilhelm Keitel statt.

Vorträge werden sich mit den Hintergründen dieser Urversion, ihrer spätern Überarbeitung sowie den mit der Publikation verbundenen rechtlichen Aspekte befassen. Die Koordination der Veranstaltung liegt bei Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern.

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© DRG, 6. Jan. 1997